Gute Bezahlung, harte alte Strukturen, nicht zeitgemäß
Gut am Arbeitgeber finde ich
Roche ist ein großes Unternehmen mit interessanten Bereichen, globalen Arbeitsmöglichkeiten und sollte einen sicheren Arbeitsplatz bieten können.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die psychologische Sicherheit bei Roche hat in den vergangenen Jahren aufgrund permanenter Umstrukturierungen, Transformationen, Fusionen kontinuierlich abgenommen. Zudem ist der Umgang mit Personen, die sich in einer unsicheren Position bzgl. ihrer Stelle befinden, nicht wertschätzend.
Verbesserungsvorschläge
1. Psychologische Stabilität für die Mitarbeiter*innen sicherstellen. Zu viele Transformationen, Umstrukturierungen, Fusionen, verunsichern die Mitarbeiter*innen und lähmen die Produktivität. Die Organisation muss sich ständig wieder neu orientieren und/oder einspielen. Meist ändert sich die Struktur erneut, sobald sich alles eingerüttelt hat.
2. Anerkennung von Expertenstellen. Experten tragen durch ihr Wissen und ihre Erfahrung maßgeblich zum Unternehmenserfolgt bei, werden aber schlechter bewertet als Führungskräfte, da sie keine Personalverantwortung tragen. Sie tragen aber häufig Verantwortung für Umsätze, Prozesse und tragen so dazu bei, dass die Unternehmensziele erreicht werden. Das spiegelt sich leider nicht in der Vergütung wider. Vielleicht gibt es daher viele Führungskräfte, die für die Position nicht geeignet sind.
3. Die Informationsflut besser steuern. Es gibt zu viele unterschiedliche Informationsquellen, Newsletter, Mails. Die Flut ist nicht zu bewältigen. Es ist unklar, was wichtig ist und was nice to know.
Arbeitsatmosphäre
Permanente Umstrukturierungen, Transformationen und Fusionen bei denen sich die Mitarbeiter im 2-3 Jahresrhythmus mit Unsicherheiten bzgl. Ihres Jobs konfrontiert sehen, sorgen dafür, dass die psychologische Sicherheit in diesem Unternehmen nicht mehr existiert. Es gibt Bereiche, in denen sich Mitarbeiter*innen in den vergangenen 2 Jahren bis zu 3x mit der Situation konfrontiert sahen, sich neu auf Ihre Jobs bewerben zu müssen. Das verunsichert, Teamzusammenhalt kann nicht aufgebaut werden, Kolleg*innen werden permanent in eine Konkurrenzsituation gesteckt.
Kommunikation
Es wird viel kommuniziert unter dem Deckmantel der "Transparenz", Inhalt fehlen jedoch überwiegend.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt zwei "Lager". Die Kolleg*innen, die sich permanent einer Konkurrenzsituation ausgesetzt sehen, was einen Zusammenhalt unmöglich macht. Und Kolleg*innen mit denen man diese Situationen gemeinsam durchsteht und versucht, das beste gemeinsam zu erreichen.
Work-Life-Balance
Durch beständigen Abbau von Stellen, bei gleichbleibendem oder ansteigendem Arbeitsvolumen, muss jeder Einzelne mittlerweile viel mehr arbeiten. Es gibt Kolleg*innen, die die Arbeitslast von 2-3 Mitarbeiter*innen stemmen müssen. Fragen nach einer Priorisierung oder dem Wegfall von Tätigkeiten werden nicht akzeptiert, da die Arbeit gemacht werden muss. In meinem Arbeitsumfeld gab es in den vergangenen 10 Jahren viele Langzeiterkrankte insbesondere mit psychischen und kardialen Problemen.
Vorgesetztenverhalten
Statistisch gesehen waren die meisten Führungskräfte entweder fachlich oder menschlich nicht qualifiziert. Vorgesetzte, die beides sehr gut erfüllen, kommen leider meist nicht weiter.
Interessante Aufgaben
Die Aufgabenfülle ist extrem groß. Das Unternehmen bietet spannende Felder. Leider werden diese zum Teil nicht weiter verfolgt oder nicht in dem Maße, wie es möglich wäre, da sie nicht zum Tagesgeschäft gehören. Es wird viel business as usual gemacht.
Gleichberechtigung
In fast 20 Jahren Roche waren 90% meiner Führungskräfte männlich. In den höheren Führungspositionen sieht man fast ausschließlich Männer.
Umgang mit älteren Kollegen
Dazu kann ich konkret nichts sagen. Aus der Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass bevorstehende Ruhestände meist bis zum letzten Tag ignoriert werden und bislang nie eine vernünftige Übergabe bzw. ein Wissenstransfer nicht vorbereitet wurde, selbst wenn die Person, die in Ruhestand geht, dies immer wieder thematisiert hat.
Arbeitsbedingungen
Grundsätzlich ist Roche ein relativ sicherer Arbeitsgeber und sicherlich in bestimmten Bereichen sehr innovativ. Es gibt allerdings auch Bereiche, die lediglich als Cash Cow genutzt und gemolken werden. Diese bieten auch für Arbeitnehmer wesentlich weniger Sicherheit. Die Arbeitsbedingungen könnten besser sein, insbesondere könnte man aus den Coronazeiten lernen, statt jetzt wieder Bürozeiten zu erzwingen. Diese Konzepte sind antiquiert, suggerieren einen erzwungenen nicht existenten "Teamzusammenhalt", berücksichtigen nicht die persönliche Ausrichtung von Mitarbeiter*innen (Intro/Extrovert) und sind lediglich Kontrollmechanismen. Agilität wird überall propagiert, doch zumeist nicht gelebt. Wie bereits erwähnt hat die Arbeits- und damit die psychologische Sicherheit in den vergangenen Jahren stark nachgelassen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt scheint ein Thema zu sein. Deutlich zu sehen für den Einzelnen ist das Thema nur in Onlineschulungen. Sozialbewusstsein kann ich aufgrund der vielen Stellenreduktionen in den vergangenen Jahren und der Art und Weise, wie diese umgesetzt wurden nur als befriedigend bis ausreichend bewerten. Insbesondere der Umgang mit Menschen in einer schwierigen Situation ist stark personenabhängig. Der Umgang im Gros bzw. der zentralisierte Umgang mit den Betroffenen ist teils rücksichtslos.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist nach wie vor sehr gut, die Gehaltsentwicklung aber weit weg von der Leitungserwartung. Insbesondere im AT Bereich liegt die Gehaltentwicklung seit Jahren weit unter der des Tarifbereichs und unter Inflation. Neue Stellen werden im Vergleich zu früher 1-2 Gehaltsstufen niedriger angesetzt. Senior- und Expertenstellen sind wesentlich schlechter vergütet als Führungspositionen. was diese leider unattraktiv macht und erfahrenere Angestellte, die möglicherweise nicht geeignet sind, in Führungspositionen zwingt, um sich gehaltlich zu verbessern.
Image
Das Image generell ist nach wie vor - denke ich - sehr gut. Aber in einzelnen Bereichen hat es sich in den vergangenen 20 Jahren stark gewandelt. Hier gilt Roche nicht mehr als innovativ, sondern als abgeschlagen, zu groß und zu unflexibel.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung muss man aktiv einfordern und selbst dann ist nicht gewährleistet, dass man sich weiterbilden darf. Oft "gibt es kein Budget". Karriere bedeutet bei Roche, dass man eine Führungsposition einnehmen MUSS, um sich gehaltlich zu entwickeln. Experten werden nur auf dem Papier ähnlich vergütet, de facto bekommt man eine Expertenstelle nicht durch.