Ein klassischer Familienbetrieb - im positiven wie im negativen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Jedem wird eine Chance gegeben, unabhängig von Herkunft, Aussehen, schulischen Leistungen oder dem bisherigen Lebenslauf. Ebenso wird jeder zunächst herzlich aufgenommen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die fehlende Kommunikation, das Ignorieren gut gemeinter Vorschläge, die die Firma voranbringen würden sowie die "Wir machen das so weil ich das jetzt so sage"-Momente der Geschäftsführung, auch in Projekten, in denen diese zuvor nicht involviert war.
Verbesserungsvorschläge
Provisionsmodell abschaffen, in den Diskurs mit den Mitarbeitern gehen, Verbesserungswünsche und Kritik annehmen und versuchen, sich zu verbessern
Arbeitsatmosphäre
Viele Büros mit 2-4 Kollegen in einem Raum. Für mich der perfekte Mittelweg zwischen isolierten Einzelbüros und viel zu unpersönlichen Großraumbüros. Neue Kollegen werden freundlich aufgenommen und es wird versucht, ihnen das Einleben zu erleichtern.
Viele Möglichkeiten in den Pausen, es gibt neben einer "Kantine" mit bezuschusstem TK-Essen (nicht großartig, aber für das was es ist absolut in Ordnung) außerdem Tischtennisplatten, Dartscheiben und viele Felder in der Nähe zum spazieren gehen.
Kommunikation
Einer der ganz großen Schwachpunkte. Viele Informationen wurden lange Zeit nur sehr selektiv weitergegeben, alle mussten selbst sehen, woher sie die relevanten Infos nehmen. Da kam es auch schon mal vor, dass ohne Vorankündigung viel neue Ware mit neuen Artikeln im Sortiment landet und sogar am Lager ist und die Verkäufer nicht darüber informiert werden.
Diesem sollte ab ca. Mitte 2022 entgegengewirkt werden, indem alle 2 Wochen eine Besprechungsrunde stattfindet. Dies hat die Lage zwar etwas verbessert, aufgrund des Abstands von 2 Wochen sowie häufigen Ausfällen der Besprechung ist die Lager aber weiterhin eher schlecht. So wurde bspw. auch nach Einführung der Besprechungen der neue Onlineshop aktiviert und im alten Shop verlinkt, ohne dies anzukündigen. Für die Verkäufer sehr unangenehm (und außerdem nach außen sehr unprofessionell) dies am Telefon vom Kunden zu erfahren und nicht durch die EDV oder Geschäftsführung.
Pluspunkte gibt es lediglich für die ausgewählten Kollegen, die immer und immer wieder Zeit investiert haben, um möglichst viele Kollegen über die bei ihnen relevanten Änderungen und Updates zu informieren.
Kollegenzusammenhalt
Die Kollegen sind allgemein gesprochen das Beste am Unternehmen. Der Zusammenhalt wird aber durch einige Punkte eingeschränkt. Zum einen das Vergütungsmodell, welches fast ausschließlich auf Provision basiert. Die Länder außerhalb Deutschlands sind festen Sachbearbeitern zugeordnet, bei deutschen Kunden, insbesondere bei umsatzstarken Händlern, wird sich allerdings sehr darum gestritten, wer welche Bestellung oder welchen Kunden bedienen darf.
Ebenso gibt es Unterschiede darin, wie nah die einzelnen Leute der Familie der Geschäftsführung stehen. Kritik an wichtigen Stellen sollten man diesen Personen gegenüber lieber nicht erwähnen, sei sie noch so konstruktiv ausgedrückt und faktisch belegt.
Work-Life-Balance
Das Lager arbeitet in 2 Schichten, Der Einkauf hat Gleitzeit. Im Verkauf gelten strikte 9-18 Uhr ohne Kompromisse, es sei denn, man gehört zur Familie, dann darf man kommen und gehen, wie man möchte. Die Verkaufsleitung hat sich im Rahmen der Möglichkeiten bemüht, Termine und Freizeitaktivitäten zu ermöglichen, indem nach Absprache eher angefangen und eher gegangen werden konnte, irgendwann wurde dies allerdings von der Geschäftsführung untersagt.
Zudem muss der Verkauf jeden 2. Samstag von 9-13 Uhr arbeiten. Bei den Festangestellten wird dies mit Überstunden ausgeglichen, die, sofern genug Kollegen da sind, auch für die Samstage selbst genommen werden können. Die Azubis hingegen erhalten keinerlei Ausgleich für diese Mehrarbeit. Das wird damit begründet, dass sie im 1. Lehrjahr weder nach dem kurzen noch nach dem langen Berufsschultag in das Unternehmen kommen müssen. Wenn man das großzügig gegenrechnet (1x die Woche 4 Stunden geschenkt, dafür alle 2 Wochen 4 Stunden arbeiten) machen die Azubis spätestens im 3. Lehrjahr Überstunden, die nirgends verrechnet werden.
Vorgesetztenverhalten
Stark abhängig von der Abteilung. Im Verkauf fast immer sehr gut. Stets bemüht, alle relevanten Informationen zu sammeln, um diese an die Mitarbeiter weitergeben zu können. Passende Teams für verschiedene Projekte zusammengestellt, diese je nach Thema mal selbst geleitet, mal die Kollegen die Führung übernehmen lassen. Auch die Azubis wurden immer mit eingebunden und entsprechend des Ausbildungsstands und der individuellen Fähigkeiten mit essentiellen Aufgaben für die einzelnen Projekte betraut. Ebenso natürlich auch in der Lage, durchzugreifen, wenn es die Situation erfordert.
In anderen Abteilungen leider nicht so gut. Die Einkaufsleitung ist ein super lieber Mensch mit unfassbarem Fachwissen, zu guten Vorgesetzten gehört aber auch die Fähigkeit zu delegieren, planen und Informationen zu verteilen, was hier leider nicht der Fall ist. Die EDV stolziert mit Prokura gerne durch die anderen Abteilungen und tut so, als wären alle anderen Abteilungen ihr unterstellt. Das Lager hatte lange Zeit keine richtige Abteilungsleitung, was dazu führt, dass bei vielen Paketen Fehler auftreten.
Interessante Aufgaben
Bestellungen per Mail/Telefon/Onlineshop annehmen ist zugegeben nicht sehr spannend. Es gab allerdings oftmals verschiedene Projekte innerhalb des Verkaufs, die spannend waren, die Stärken der verschiedenen Kollegen optimal genutzt haben und am Ende zu einem tollen Ergebnis geführt haben, auf das alle Beteiligten mehr oder weniger stolz sein konnten.
Problematisch sind allerdings die Aufgaben, die auf Leute abgewälzt werden, die überhaupt nicht verantwortlich sind. So muss der Verkauf sich die relevanten Einkaufsinformationen zum Teil selbst vom Hersteller holen oder wird zum einlagern/kommissionieren ins Lager geschickt, weil dort an Personal gespart wird.
Gleichberechtigung
Wie bereits grob angerissen, wer zur Familie gehört oder sich mir ihr gut stellt, ist leider etwas gleicher als der Rest. Wer Vorschläge macht wird ignoriert, wer Kritik übt wird aus dem Unternehmen gejagt. Familienangehörige haben freiere Arbeitszeiten, dürfen sich Aufgaben aussuchen, ihre Ideen werden angehört und umgesetzt. Sie müssen sich nicht einmal ihrer eigentlichen Abteilungsleitung gegenüber rechtfertigen sondern nur der Geschäftsführung.
Umgang mit älteren Kollegen
Viele Leute sind seit langer Zeit im Unternehmen. Innerhalb des Verkaufs werden die älteren und erfahrenen Kollegen als lebende Lexika verehrt und sind immer bereit, ihr Wissen mit den Kollegen zu teilen. Dennoch werden manche Kollegen, die seit 10, 15 oder 20 Jahren im Unternehmen sind und äußern, dass sie mit manchen Sachverhalten unzufrieden sind, rausgeekelt, anstatt sich mit ihnen hinzusetzen und darüber zu reden, wie man das Unternehmen verbessern könnte. Wertschätzung also auch hier ja, solange man "auf Linie" bleibt.
Arbeitsbedingungen
Moderne Gebäude, in denen man teilweise Vibrationen spürt, wenn LKW vorbeifahren. Im älteren Gebäude mit riesigen Fensterfronten gibt es keine Klimaanlage, was die Arbeit im Sommer sehr unangenehm macht. Kühle Getränke werden nicht gestellt, dafür gibt es eine große Kaffeemaschine im Ladengeschäft, an der sich die Mitarbeiter bedienen dürfen.
Ein Großteil der technischen Ausstattung (PCs, Bildschirme, Headsets) wurden gebraucht gekauft. Dies ist per se nicht verkehrt, sorgt allerdings für uneinheitlichen Hardwarestandards, Headsets streiken hin und wieder, jeder Arbeitsplatz hat andere Monitore, manche PCs können keine 3 Monitore ansprechen solange keine Grafikarte nachgerüstet ist. Im Lager liefen bis zur Einführung des neuen ERP-Systems noch Rechner auf Win XP, was abgesehen von der veralteten Bedienung auch ein Sicherheitsrisiko war, da diese sowohl mit dem Internet als auch mit dem lokalen Netzwerk verbunden waren. Bequeme Schreibtischstühle, allerdings keine höhenverstellbaren Tische oder ergonomische Mäuse.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein mangelhaft. Nachfertigungen werden beim günstigsten Hersteller aus Fernost bestellt, geliefert in großen Mengen Plastikfolie, dazu mit unfassbar hoher Ausfallrate, was für noch mehr Müll sorgt. Hier gäbe es sicher die Möglichkeit, lokaler und in besser Qualität produzieren zu lassen, was neben besserer Umweltverträglichkeit auch den Ruf der Produkte verbessern würde. Abholungen von mehreren Lieferanten aus Italien werden zusammengelegt, allerdings eher aus Kosten- als aus Umweltgründen. Die eigene Ware wird wiederum entweder mit unnötig viel Folie verpackt oder mit so wenig Material gepolstert, dass die Ware beschädigt wird und zur Nachlieferung erneut ein Paket verschickt werden muss.
Sozialbewusstsein etwas besser. Es werden einige kleinere Rennteams und Motorradclubs unterstützt. Ebenso bildet das Unternehmen viele verschiedene Berufe aus, allerdings hat die Azubi-Zahl über die letzten Jahre stark abgenommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Grundgehalt + Umsatzabhängige Provision im Verkauf. Wie bereits im Punkt Kollegenzusammenhalt beschrieben, sorgt dieses Modell bei den vorhandenen Regelungen für unnötige Reibereien zwischen den Kollegen. Neue Kollegen haben nur dann eine Chance auf ein akzeptables Gehalt, wenn sie einen umsatzstarken Markt zugeteilt bekommen.
Im Lager ebenfalls Mindestlohn, hier gab es allerdings die Option, durch das Erfüllen von Tageszielen etwas zusätzlich zu verdienen.
Der Einkauf ist hier am schlechtesten dran: knapp über Mindestlohn ohne die Option, das Gehalt aufzustocken, sodass zum Teil noch einem Minijob nebenbei nachgegangen werden muss.
Azubis erhalten im kaufmännischen Bereich unterdurchschnittlich wenig und zusätzlich selbst innerhalb des selben Jahrgangs im selben Ausbildungsberuf unterschiedlich viel.
Sollte ein von der Geschäftsführung scheinbar willkürlich (da nie näher erläutert) gewähltes Umsatzziel erreicht werden, erhalten alle ein 13. Gehalt zu Beginn des nächsten Jahres. Aber Achtung: wer es sich mit der Geschäftsführung verscherzt oder im Januar kündigt, kriegt nichts mehr davon.
Image
Unter den Mitarbeitern gespalten. Wer zur Familie gehört sieht die Firma als perfekt an, wer etwas neutraler ist sieht natürlich die Probleme.
Unter den Kunden wandelt sich das Image langsam. Lange Zeit konnte SD mit sehr gutem Service, schnellem Versand, guten Teilen usw. glänzen. Durch die Rückläufige Kommunikation innerhalb der Firma, den Verzicht auf Fachpersonal im Lager sowie der "hauptsache billig einkaufen"-Mentalität haben sich viele dieser Punkte zum negativen gewandelt. Defekte oder unpassende Teile, komplett falsche Artikel, ständig vertauschte Pakete oder plötzliche Änderungen der Händlerkonditionen sorgen dafür, dass bereits einige Kunden abgewandert sind oder ihre Bestellungen auf die Artikel begrenzen, die es mangels Originalproduktion nur noch bei Stein-Dinse zu kaufen gibt.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen werden gerne gesehen, allerdings in keiner Art und Weise gefördert. Der Mitarbeiter muss diese komplett allein bezahlen, sollte er für Lehrgänge oder Prüfungen weg müssen, muss er Urlaub nehmen oder die Stunden wieder reinarbeiten, alles dafür, dass die Weiterbildung innerhalb des Unternehmens wahrscheinlich keinen Mehrwert bieten wird. Die wichtigen Stellen sind besetzt, Positionen zwischen einfachem Sachbearbeiter und Abteilungsleitung existieren nicht.
Selten gibt es Produktschulungen von Lieferanten, in denen den Verkäufern die Besonderheiten der Produkte erklärt werden, um diese den Kunden besser verkaufen zu können, diese sind aber (wahrscheinlich auch durch Corona) sehr selten geworden.
Azubis werden entweder als einfache Sachbearbeiter für den Verkauf übernommen oder rausgeschmissen. Zum Teil gibt es sogar mündliche Zusagen, die kurz vor Beendigung der Ausbildung doch widerrufen werden.