Ein strukturelles Trauerspiel
Gut am Arbeitgeber finde ich
Außerordentlich viel ungenutztes Potential um ein besserer Arbeitgeber zu werden.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Bidere Arbeitsbedingungen
Umgang mit Mitarbeitenden, welche nicht absolute Gehormsam leisten
Keine langfristige Perspektive
Verbesserungsvorschläge
Unternehmensweite anonyme Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit
Attraktives Vergütungsmodell, welches fachliche Entwicklung berücksichtig
Mitarbeiteroffboarding
Blickwinkel auf Probleme der Mitarbeitenden zulassen
Kommunikationskultur komplett überarbeiten
Arbeitsatmosphäre
Zu Beginn meines Arbeitsverhältnisses hätte ich noch fünf Sterne vergeben. Die Dynamik unter der Belegschaft seiner war Zeit voraus und es wurde einem das Gefühl gegeben, Teil etwas besonderem zu sein.
Zu meinem Abgang gab es nur noch leere Lobeshymnen um irgendwie jemanden auf Zwang zu motivieren.
Einzig und allein der Frust über die unternehmerische Entwicklung bindet hier noch.
Diese Bindung ist eine starke, jedoch sollte der Ursprung dieser ein anderer sein.
Kommunikation
Ein intransparente und ambivalente Kommunikation wird hier von oben nach unten vorgelebt.
Kritische Rückfragen zu C-Level Entscheidungen bleiben unbeantwortet oder werden nichtig gesprochen.
Negative Entwicklungen sollten, auch wenn notwendig, nicht angesprochen werden, da sie die Stimmung trüben.
Handlungsempfehlung werden nur in eine Richtung wahrgenommen - oben nach unten.
Leidtragende dieser Kommunikation sind meist die Vorgesetzten. Sie kriegen den Frust der Mitarbeiter zu spüren und stehen, meines Erachtens, teils vor den gleichen Hürden und können so nicht für Klarheit sorgen.
Kollegenzusammenhalt
Die überpropotional vielen Berufs- und Quereinsteiger sorgen für ein Umfeld des voneinander lernen. Einen akademischen Abschluss in einer Tätigkeit haben hier die wenigsten. Trotzdem wird mit den, zur Verfügung gestellten, Möglichkeiten professionell zusammen gearbeitet. Hier werden Freundschaften über den Berufsalltag hinaus geschloßen. Viele Erfahrungen die man hier macht kann man direkt mit seinen Kollegen teilen und sich darüber austauschen.
Work-Life-Balance
Angenehme Kernarbeitszeiten und wenn man mal nicht zum festgelegten Teamtag erscheint, interessiert das auch niemanden.
Einzig und allein die die gravierenden Defizite beschäftigen einen so sehr, dass man das mit nach Hause nimmt.
Vorgesetztenverhalten
Das Spektrum reicht hier weit. Für meinen Teil hatte ich immer Glück mit meinen Vorgesetzten. Vom Onboarding bis zum Offboarding wurde meine Arbeit vom direkten Head of wertgeschätzt. Meine persönliche Entwicklung wurde gefördert und alle Entscheidungen sind im Austausch oder Interesse von mir getroffen worden.
Konflikte entstanden nur wenn die Geschäftsführung in Prozesse und Entscheidungen verwickelt war.
Interessante Aufgaben
Arbeit gibt es hier auf jeden Fall genug. In wie fern man sich seine Arbeit selbst gestalten darf variiert nach Fluktuation. Man erhält regelmäßig neue Aufgaben, weil ein Kollege das Unternehmen verlässt, ob diese interessant sind, ist eine Frage.
Gleichberechtigung
Die dreiköpfige Geschäftsführung ist komplett Männlich. Bis vor kurzem war die Partnerin des Gründers noch Teil der GF. Abseits davon wurden dort noch nie Frauen platziert. Auf Abteilungsleiter*innen Ebene sieht das schon anders aus. Menschen die Skateboard fahren haben hier oftmals gute Kontakte und können leichter einen Job bekommen. Eine Entscheidung für oder gegen jemanden aufgrund des Geschlechts habe ich nie erlebt.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt kaum ältere Kollegen. Die paar die es gibt kochen ihr eigenes Süppchen aber werden nicht aufgrund des alters ausgeschlossen. Hier gibt es nichts nenneswertes zu berichten.
Arbeitsbedingungen
Gearbeitet wird in einem alten Industriegebäude, welches als Großraumbüro umfunktioniert wurde. Da es keine Dämmung oder Isolierung gibt ist es im Winter sehr kalt und im Sommer sehr heiß. Durch die gesetzl. Bestimmung, dass es bei unzumutbarer Temperatur die Arbeit eher beenden darf, gibt es im Sommer häufiger Hitzefrei. Tageslicht gibt es nur an ausgewählten Plätzen.
Die Küche ist eine kleine Nische im Eingangsbereich des Büros direkt neben den Toiletten. Der Wasserhahn hängt lose in der Arbeitsplatte und wird von vegetiertem Silikon gehalten. Ein Kühlschrank ist defekt, wird aber nicht entsorgt. Obst wird versprochen, aber nur sporadisch gekauft. Das Leitungswasser ist vertrübt durch den hohen Kalkgehalt. Klares Trinkwasser wird aber nicht seitens AG zur Verfügung gestellt und muss selbst gekauft werden.
Arbeitsgeräte erfüllen gerade die Mindestanforderungen. Maus und Tastaturen, gibt es die, die gerade bei Büroauflösungen zu ergattern waren. Bildschirme sind aus dem Einstiegssegment. Laptops wurden zu Beginn der Homeoffice Umstellung einmalig besorgt und müssen seitdem herhalten. Wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert wird es durch ein anderes ausgemustertes Gerät getauscht.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ein Bewusstsein hierfür existiert nicht, außer man kann es vermarkten und Profit raus schlagen. Über die Kompletten Wintermonate muss die Heizung mit voller Kraft heizen. Anstrengungen den Versand Klimaneutraler zu gestalten wurden aus heiterem Himmel eingestellt. Der Pride Monat wird als Marketingtool verwendet. Ob Artikel fair produziert sind hat keinen Stellenwert. Soziale Ungleichheiten liegen nie im Augenmerk.
Gehalt/Sozialleistungen
Einzig positiv kann man erwähnen, dass Gehälter pünktlich gezahlt werden. Fachliche und menschliche Entwicklung wird hier nicht mit entsprechender Vergütung entlohnt. Es gibt einen oberen Deckel, was die Arbeit eines Menschen wert ist, ist dieser Erreicht liegt es an einem selbst wie man mit der Situation weitergeht. Man möchte sich in allem mit erhobener Brust als der Marktführer der Branche darstellen. Geht es ums Gehalt liegt es allerdings an eben dieser Branche und der ungünstigen Position in dieser, dass eine Entwicklung unmöglich sei. Ein Dienstrad ist möglich, aber zum Teil bei den herrschenden Gehaltsstrukturen schwer umzusetzen. Unter allen Mitarbeitenden ist Gehalt ein sehr emotionales Thema, in den meisten Fällen auch Kündigungsgrund.
Image
Im Image findet gerade ein großer Wandel statt.
Von außen betrachtet, ist Titus nur noch eine "Sale Bude". Kunden sind sich bewusst, dass die Preisgestaltung einen Hintergrund haben muss. Leider wird sich hier noch viel zu sehr auf das Image des Gründers ausgeruht. Die heranwachsende Zielgruppe hat zur Gründungsgeschichte keinerlei Bezugspunkt. Ein Neuanstrich ist hier seit über 10 Jahren fällig.
Innerhalb Münsters ist jedem bekannt, was es heißt bei Titus zu arbeiten. Niedriges Gehalt dafür sehr lockere Arbeitsbedingungen. Es kommt einer Verlängerung des Studentenlifestyles gleich.
Dir Mitarbeiter reden untereinander sehr negativ gestimmt über die Firma. Das eigene Unwohlsein mit dem Arbeitsplatz ist oft Thema.
Immer häufiger wird man von externen angesprochen, ob es stimmt, wie die Zustände innerhalb sind.
Karriere/Weiterbildung
Durch die hohe Fluktuation kommt man relativ schnell an eine Stelle mit viel Verantwortung. So erhält man in wenigen Jahren eine Rolle, für die andere Unternehmen bereit sind viel Geld zu zahlen. Das erarbeiten der nötigen Fähigkeiten muss jeder Mitarbeiter selbst erbringen. Wer dazu nicht bereit ist, bleibt langfristig auf der Strecke und findet aufgrund mangelnder Qualifikationen nur schwer aus dem Unternehmensumfeld heraus.
Wenn das Unternehmen in einer wirtschaftlich stabilen Lage ist können, mit Begründung, vereinzelt Weiterbildungen und Messebesuche wahrgenommen werden.