Erwartungen wurden eher enttäuscht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wenn man ein gutes Team, Projekt und Kunde erwischt und dann auch noch lokal einen der wenigen Bürostandorte nutzen kann, kann man sich sicherlich für die Beratung ein gutes Leben machen. Ich kann leider nicht mehr viele Vorteile gegenüber einer anderen größeren Beratung finden. Dort hat man sicherlich bessere Aufstiegs- und Exitchancen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Durch den Merger mit Wavestone hat Q-Perior eindeutig an Individualität und dem Argument als "kleinere" Boutique-Beratung bei motivierten Absolventen, die nicht zu einer Big4 und trotzdem "Berater" werden möchten punkten zu wollen, verloren. Das unrealistische Wetteifern mit der Konkurrenz (Accenture) und die an der ein oder anderen Stelle unausgereifte Strategie für was man steht und wie man wirklich Mehrwert liefert, stößt einem eher negativ auf. Viele Prozesse (z.B.) sind intern einfach noch zu unprofessionell und wirken Laienhaft. Ich bin gespannt, ob der Merger auf lange Sicht Früchte trägt.
Verbesserungsvorschläge
Professioneller werden. Wie hier manche Projekte gestafft, geplant und umgesetzt werden ist echt schwer mit anzuschauen. Man will zwar Technologie-Agnositisch sein, aber ich denke es wäre hilfreich bekannte Partnerunternehmen zu finden, um Reichweite und Bekanntheit auszubauen und um Synergieeffekte mit neuen Technologien zu nutzen. Intern haben wir m.E. einfach nicht die Expertise oder die Kapazitäten.
Arbeitsatmosphäre
Dieser Punkt ist sehr individuell anhängig von dem eigenen Lead, dem Projektteam und dem Topic Chapter, zu dem man gehört. Man spürt oft den Druck von oben, der weitergegeben wird vor allem nach dem Merger. Sei es eine bestimmte Auslastung, die es zu erreichen gilt, teilweise unabgestimmte Staffing-Requests, oder zu hochgesteckte "weiche" Ziele. Wenn man hauptsächlich remote arbeitet, nicht zum Kunden reist und teilweise alleine in Kundenprojekten ist bekommt man ehrlichweise sehr wenig von dem Team und der Atmosphäre mit - das muss man mögen. Bzgl. Fairness kann ich aus Sicht des Projekt-Staffings oder des -Set-ups eher Negatives berichten. Teilweise werden Projektstellen "unter der Hand" und nicht transparent für das Team vergeben. Man kommt teilweise nur durch Zufall oder Vitamin B an einen Projekteinsatz oder man sitzt monatelang auf der Bank und neue Teammitglieder sind kurz nach Einstellung plötzlich zu 100% auf Projekten. Ich hatte den Eindruck, dass manche meiner Projekte etwas chaotisch und unprofessionell geplant und gemanaged wurden. Oft haben erfahrene Manager gefehlt, die die tatsächliche Aus- und Belastung im Blick haben.
Kommunikation
Es gibt von Unternehmensseite regelmäßige Update-Calls oder Newsletter. Teilweise gehen aber wichtige oder interessante Infos in Sharepoint- Postings, die man dann nur durch zur Zufall findet, unter. Interne Teamkommunikation findet nur sehr spärlich statt, mehrere Weggänge aus dem eigenen Team wurden überhaupt nicht kommuniziert, was ich sehr erschreckend finde. Ich habe auch mehrere Situationen im Zusammenhang mit Projekt-Staffing erlebt, in denen offensichtlich keine interne Abstimmung stattfand - teilweise zu meinem Nachteil.
Kollegenzusammenhalt
Im Allgemeinen sind meine direkten Teamkollegen sehr angenehm, freundlich sowie hilfsbereit. Je nach Projekt hat man aber eher mit Kunden zu tun, als mit internen Kollegen. Leider musste ich in einem Projekt eine eher unschöne Kollegenerfahrung machen, die von Eigennutz und Hinterhalt geprägt war, um die eigene nicht abgeleistete Arbeit zu verschleiern. Am Ende sind viele nur auf die eigenen Vorteile bedacht. Ein echter Kollegenzusammenhalt kam bei mir auch aufgrund der Remote Arbeit nie wirklich zustande.
Work-Life-Balance
Die Work-Life Balance sehe ich bei Wavestone als geteiltes Schwert. Auf der einen Seite finde ich, dass es generell einen gesunden Umgang mit Überstunden oder mit Arbeit bzw. Terminen spätabends gibt. Auf der anderen Seite ist aufgrund der vielen Remote Arbeit jeder selbst für sich und seine Arbeitszeit und seine Abgrenzung zuständig. Wie gut das umsetzbar ist, hängt sehr stark vom Projekt und Kunden ab und endet oft auch in Überlastung durch zu knapp (zeitlich wie budgetär) geplante Kundenprojekte sowie Doppelbelastung durch mehrere Kundenprojekte, auf denen man gleichzeitig gestafft wird.
Vorgesetztenverhalten
Mein direkter Lead ist engagiert, menschlich und wir sind regelmäßig im Austausch. Allerdings gibt es kaum Einsicht des Leads in die tägliche Arbeit im Projekt. Auf dem Projekt übernimmt in der Regel ein Coach die "Führungsrolle". Ich hatte in keinem Projekt einen Coach, da das Projektteam das nicht hergab. Dadurch hat mir auch oft ein Sparrings-Partner sowie eine erfahrene professionelle Einschätzung auf dem Projekt gefehlt.
Interessante Aufgaben
Kommt ganz auf die Erfahrung, das Projekt den Kunden usw. an. Wavestone versucht innovative Themen zwar voranzutreiben, aber leider noch auf einem anderen Level als andere IT- oder Digitalisierungsberatungen. In vielen Bereichen hat Wavestone oder Q-Perior m.E. schon den Anschluss an die Konkurrenz verpasst und kann eher mit Branchenerfahrung (wie z.B. Versicherung) glänzen.
Gleichberechtigung
m.E. nach noch zu wenige Frauen in hohen Führungspositionen.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann ich nur eingeschränkt bewerten, da alle meine Kolleg/in recht jung sind.
Arbeitsbedingungen
Dafür ist bei vieler Remote Arbeit jeder selbst in seinem Homeoffice verantwortlich. Ich kann nur vereinzelt Bürostandorte bewerten und fand sie teilweise unterdurchschnittlich: keine höhenverstellbare Tische, zu wenige Monitore, zu wenige Plätze, um ungestört lange Termine durchzuführen, teilweise Internet Probleme, zu lauter Geräuschpegel durch Großraum. Laptop-Ausstattung ist ok, Smartphone eher schlecht aber braucht man m.E. teils gar nicht mehr.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Bei längeren Anreisen wird mittlerweile auch oft der Zug präferiert. Ansonsten bekomme ich recht wenig von Initiativen mit.
Gehalt/Sozialleistungen
Ist ok. Gedeckelt durch einen Bonus, auf den man teilweise keinen Einfluss hat. Wenn kein Projekt gefunden wird (kann durchaus > 6 Monate sein), oder man auf kleineren (< 60% Auslastung) Projekten landet (egal ist, ob man in der Realität mehr für den Kunden schuften muss), kann man den Bonus knicken und wird mit einem branchendurchschnittlich sehr niedrigen Grundgehalt abgespeist. Überstunden können nicht geltend gemacht werden. Genauso wenig Reisestunden.
Positiv hervorzuheben sind: Mobiko Budget, Wellpass, Corporate Benefits
Image
Einfach noch zu unbekannt am Markt. Q-Perior hatte sich zumindest in DACH in manchen Kreisen einen Namen gemacht. Mir selbst ist auch oft nicht ganz klar, was genau wir nun sind: IT-Beratung, Managementberatung? Der Vergleich mit accenture ist auf jeden Fall m.E. viel zu weit hergeholt. Meines Wissens nach haben wir auch keine Partnerschaft mit großen Software-Herstellern...
Karriere/Weiterbildung
Es gibt die Standardzertifizierungen. Sonst viele Trainings buchbar, die von internen oder externen Trainern angeboten werden, die von Qualität und Level eher mit Consulting-Einstiegsprogrammen bei großen Beratungen oder Big4 verglichen werden können.