Gute Berufs- und Lebenserfahrung, nichts für die Ewigkeit
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gerade für unerfahrene Studenten oder Absolventen ist das Unternehmen natürlich ein guter Einstieg in die Berufswelt. Man erhält Einblicke in viele Bereiche, Fachgebiete und CAT-Tools und kann viel lernen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Fehlende Wertschätzung, sowohl finanziell als auch in der Kommunikation. Quantität über Qualität.
Verbesserungsvorschläge
Ich denke, dass in allen Bereichen mehr Wert auf Qualität statt Quantität gelegt werden sollte.
Es sollten lieber qualifizierte Mitarbeiter eingestellt werden, um der hohen Fluktuation entgegenzuwirken (gerade bei den PMs). Qualifizierte Mitarbeiter kosten aber natürlich mehr.
Die Arbeitsbedingungen im Leipziger Büro sind bei extremen Temperaturen unverantwortlich. Eine Klimaanlage wäre ein Schritt auf die Mitarbeiter zu. Dann gäbs auch gleich einen negativen Punkt weniger.
Offenheit und Ehrlichkeit sollten eigentlich selbstverständlich sein. Den Korrektoren vorzugaukeln, es gäbe eine Gehaltserhöhung, wenn am Monatsende weniger auf der Abrechnung steht, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Ein gut platziertes Lob wirkt manchmal Wunder.
Arbeitsatmosphäre
Lob vom Kunden ist ziemlich selten, von der Geschäftsleitung noch seltener. Man muss sich mit dem Ausbleiben von negativem Feedback begnügen. Zum Thema Fairness wäre zu sagen, dass sich das Korrektursystem von Grund auf negativ auf die Übersetzer (und Korrektoren) auswirkt. Die Korrekturzeit wird den Übersetzern abgezogen und je nach Schwierigkeitsgrad/Leistung des Korrektors kann das stark variieren. Am Ende zahlt der Übersetzer dafür, was zu gewissen Spannungen zwischen Übersetzern und Korrektoren führt.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt ist ziemlich groß, solange die Korrektur nicht zu lange dauert (siehe Arbeitsatmosphäre). Die allgemeine Stimmung ist, was die Arbeit/das Unternehmen angeht, eher negativ. Am Ende sitzen alle im selben Boot, was für einen gewissen Zusammenhalt sorgt, aber Spannungen bleiben aufgrund des Korrektursystems trotzdem nicht aus.
Work-Life-Balance
Ich hatte nie Probleme mit der Urlaubsplanung. Es wird natürlich berücksichtigt, dass nicht zu viele Mitarbeiter gleichzeitig Urlaub nehmen, damit die Arbeit noch bewältigt werden kann. Die Arbeitszeiten sind weitestgehend flexibel. Es gab lediglich in der Korrekturabteilung eine „Spätschicht“, um die Bürozeiten personell abzudecken.
Vorgesetztenverhalten
Wenn alles gut läuft, ist die Geschäftsleitung sehr umgänglich, vor allem Face-to-Face. Wenn es dann doch mal Probleme gibt, könnte man besser mit der Situation umgehen, anstatt sich im Ton zu vergreifen.
Es fällt auf, dass ein kontinuierlicher Sparkurs gefahren wird, der sich negativ auf die gesamte Arbeit, das Betriebsklima und die Gehälter auswirkt. Kritik der Mitarbeiter diesbezüglich wird wegdiskutiert. Das Unternehmen rutscht dabei immer in die Opferrolle. Einen Betriebsrat gibt es nicht.
Interessante Aufgaben
Die Arbeit ist sehr anspruchsvoll und anstrengend und wenn man (deutlich) mehr leistet als das Minimum, kann sich das in Bonuszahlungen widerspiegeln. Man ist mit Texten jeglicher Art konfrontiert und kann in jeden Bereich hineinschnuppern, bevor man sich schließlich in einen enger gefassten Bereich einarbeitet.
Gleichberechtigung
Wirkliche „Aufstiegschancen“ gibt es hier eigentlich nicht, aber es wird niemand aufgrund seines Geschlechts, einer Behinderung etc. benachteiligt.
Allein Mütter (besonders mit kleinen Kindern) scheinen aufgrund der erhöhten Fehltage und dem umsatzbasierten Bonussystem Nachteile zu haben.
Und nach der Kündigung passieren auffällig viele Fehler bei der Berechnung des Gehalts/Bonus und der verbleibenden Urlaubstage.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier gibt es keine Probleme. Alle Mitarbeiter sind auf derselben Ebene.
Arbeitsbedingungen
Technisch ist alles auf dem neuesten Stand und die Arbeitsmittel sind ideal, um die Arbeit auszuführen.
Konkret zum Büro in Leipzig wäre aber zu sagen, dass die Räumlichkeiten suboptimal sind. Das Büro befindet sich im Dachgeschoss eines Altbaus. Im Sommer herrschen unerträgliche Temperaturen. Die angebrachten Rollos verhindern lediglich, dass man einen Sonnenbrand am Schreibtisch bekommt, die Sonne scheint trotzdem noch rein. Es gibt Ventilatoren, die aber ab 30 Grad (in den Räumlichkeiten im Sommer keine Seltenheit) keinerlei Wirkung haben. Nachfragen nach einer Klimaanlage werden mit fadenscheinigen Argumenten im Keim erstickt. Die aktuelle Lösung ist, dass alle, die die Möglichkeit haben, von zu Hause aus arbeiten. Und die, die diese Möglichkeit nicht haben, müssen da halt durch. Das entgegengesetzte Schauspiel ereignet sich dann im Winter. Die Heizung ist in den letzten drei Jahren jedes Jahr für mehrere Tage (manchmal auch Wochen) ausgefallen und dann herrschen in den Räumen (fast) Außentemperaturen. Hinzu kommt, dass die Fenster bei starkem Regen nicht dicht sind.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter werden pünktlich gezahlt, liegen aber im unteren Bereich, wenn man bedenkt, wie hoch die Qualifikation einiger Mitarbeiter ist. Ich kann mich nur zu den Korrektoren äußern, aber es gibt da wenig Entwicklungspotenzial nach oben. Nachdem das Bonussystem so umgestellt wurde, dass der Bonus niedriger, schwerer zu erreichen und im Allgemeinen auch unberechenbarer war, haben innerhalb kurzer Zeit viele erfahrene Korrektoren gekündigt. Das Unternehmen hat versucht, diese Umstellung als „Gehaltserhöhung“ zu verkaufen und beharrt auf dieser Sichtweise. Bei Kritik schlüpft das Unternehmen dann wieder in die Opferrolle und der geschädigte Mitarbeiter ist der Buhmann. Es wird nicht versucht, qualifizierte, erfahrene Mitarbeiter zu halten. Jeder ist austauschbar. Es rücken dann entweder Leute nach, die keine Übersetzer sind, oder (zum Teil sehr unerfahrene) Studenten werden als „Freiberufler“ eingestellt.
Image
Das Unternehmen präsentiert sich nach Außen hin als familienfreundlich, kompetent, professionell. Zur Familienfreundlichkeit haben sicher die Mütter etwas zu sagen. In dem Unternehmen arbeiten viele gute, kompetente und qualifizierte Übersetzer. Auf der anderen Seite werden aber auch Praktikanten oder unerfahrene Quereinsteiger an echte Aufträge gesetzt. Der Kunde weiß eigentlich oft nicht, wer den Text übersetzt hat. Die Korrekturabteilung reißt da oft noch viel raus, aber da hier akuter Mitarbeiterschwund herrscht, wird sich das sicher bemerkbar machen. Wie oben schon erwähnt, ist der Konsens: die Mitarbeiter gegen das Unternehmen.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt praktisch keine Entwicklungsmöglichkeiten. Man fängt als Anfänger an und ist dann irgendwann kein Anfänger mehr, aber mehr gibt es da auch nicht. Interne Schulungen bedürfen einer grundlegenden Überarbeitung und Optimierung. Zertifikate nur des Zertifikats Willen zu verteilen, hilft niemandem.