Von Wertschätzung zu Gleichgültigkeit
Gut am Arbeitgeber finde ich
Meine Bewertung mag härter erscheinen, als sie eigentlich ist, da ich immerhin über sechs Jahre im Unternehmen war – und das nicht ohne Grund. Doch im Laufe der Jahre hat das Unternehmen viel von seinem Charme verloren und sich zunehmend zu einem kapitalorientierten Unternehmen entwickelt, bei dem nicht mehr der Mensch, sondern der Umsatz im Mittelpunkt steht.
Trotzdem waren die Kollegen und die zentrale Lage des Unternehmens in der Stadtmitte stets positive Aspekte, die mir die Arbeit angenehm gemacht haben.
Verbesserungsvorschläge
ÖPNV-Unterstützung: Da 90 % der Mitarbeitenden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen, wäre ein entsprechender Benefit wie ein Zuschuss oder ein Jobticket sinnvoll.
Führungswechsel statt Mitarbeiterrotation: Anstatt regelmäßig Mitarbeitende auszutauschen, sollte eher hinterfragt werden, ob der Wechsel von Teamleitern nicht mehr positive Veränderungen bringen könnte. Viele TL tragen die „Unternehmensbrille“ und blockieren dadurch neue Perspektiven.
Schnellere Integration mit Infosys: Die Konsolidierung und Integration mit Infosys sollte zügiger vorangetrieben werden, um Prozesse zu optimieren und unnötige Meetings zu reduzieren.
Homeoffice-Vertrauen stärken: Obwohl Homeoffice angeboten wird, wirkt die tägliche Anwesenheitskontrolle durch morgendliche Stand-up-Calls eher wie ein Misstrauensvotum. Hier wäre mehr Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden angebracht.
Arbeitsatmosphäre
Vor der Übernahme durch Infosys war die Atmosphäre im Unternehmen angenehm, kollegial und von Teamgeist geprägt. Nach der Übernahme veränderte sich das Klima jedoch spürbar. Strengere Strukturen und unklare Kommunikationswege führten zu einer zunehmend angespannten Stimmung.
Kommunikation
In vielen Bereichen wurde Kommunikation zwar großgeschrieben, doch oft blieb sie oberflächlich. Besonders bei sensiblen Themen, wie Firmen-Benefits oder Veränderungen, wurden Fragen meist nur ausweichend und politisch beantwortet – ohne echte Klarheit oder Verbindlichkeit. Man hatte oft das Gefühl, dass zwar zugehört, aber nicht wirklich auf die Anliegen eingegangen wurde. Statt konkreter Antworten gab es allgemeine Floskeln, während im Hintergrund einfach weitergemacht wurde wie bisher.
Kollegenzusammenhalt
Ohne die Kolleginnen und Kollegen wäre der Arbeitsalltag kaum auszuhalten gewesen. Der Teamgeist und der Zusammenhalt machten vieles erträglicher und waren einer der wenigen Gründe, so lange im Unternehmen zu bleiben. Einige Kontakte bestehen bis heute privat – ein Zeichen dafür, wie wertvoll diese Beziehungen waren. Erst als diese Kolleginnen und Kollegen nach und nach ausgetauscht oder verdrängt wurden, habe ich mich selbst ernsthaft um einen Wechsel bemüht. Inmitten aller Veränderungen und Herausforderungen waren es die Menschen, die den Unterschied machten – bis sie es nicht mehr konnten.
Work-Life-Balance
nicht bei jeder Abteilung gut aber bei uns war der TL immer stehts bemüht
Vorgesetztenverhalten
In meinen Jahren im Unternehmen hatte ich zwei Vorgesetzte – beide menschlich in Ordnung, aber mit sehr unterschiedlichem Führungsstil. Mein erster Vorgesetzter war mehr als nur ein Chef, er war ein Mentor. Seine Fähigkeit, das Team zusammenzuhalten und zu schützen, war außergewöhnlich und nicht selbstverständlich. Erst als er ging, wurde uns bewusst, welch ein Glück wir mit ihm hatten – er war für das Team eine Art Schutzengel.
Mein zweiter Vorgesetzter war zwar menschlich ebenfalls in Ordnung, hatte aber Schwierigkeiten im Umgang mit starken Persönlichkeiten – oder wollte sich bewusst nicht auf sie einlassen. Statt auf kritisches Denken und Diskussionen zu setzen, schien er das Team gezielt mit Leuten austauschen zu wollen, die nicht hinterfragen, sondern einfach nur umsetzen, was vorgegeben wurde – selbst wenn es bessere Lösungen gab. Diese Veränderung machte sich deutlich in der Teamdynamik bemerkbar.
Interessante Aufgaben
Anfangs gab es immer neue Herausforderungen, und die Aufgaben entwickelten sich stetig weiter. Mein erster Teamleiter, unser „Schutzengel“, erkannte den wachsenden Workload und war stets bemüht, Entlastung zu schaffen. Er stellte Werkstudenten ein, um die Aufgaben besser zu verteilen – auch wenn er nichts daran ändern konnte, dass diese das Unternehmen wegen ihres Studiums oft schnell wieder verließen.
Unter meinem zweiten Teamleiter wurde die Situation jedoch deutlich schlimmer. Anstatt Unterstützung zu organisieren, sah er meine Mehrarbeit als selbstverständlich an. Trotz mehrfacher Bitten um Entlastung wurde nichts unternommen, und der Wunsch nach Weiterentwicklung oder neuen Herausforderungen wurde ignoriert. Statt Raum für Wachstum zu schaffen, wurden Aufgaben eher nach Schema F verteilt – ohne Rücksicht darauf, ob es effizientere oder sinnvollere Lösungen gab.
Gleichberechtigung
ich denk schon
Umgang mit älteren Kollegen
Es gab wenig ältere Kollegen, aber alle waren immer stets nett und professional
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Manchmal wurde es übertrieben – in der Abteilung wurde der Müll sorgfältig getrennt, nur damit die Reinigungskraft am Ende alles wieder in einen einzigen Sack warf.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Unternehmen war zwar stets bemüht, doch ohne wirkliche Benefits blieb das Gehalt hinter den Erwartungen zurück. Es gab nicht einmal einen Inflationsausgleich, und selbst kleine Gesten wie das typische Montagsfrühstück oder Obstkörbe wurden abgeschafft. Statt echter Wertschätzung für die Mitarbeitenden wurde an allen Ecken und Enden gespart – nur nicht dort, wo es wirklich sinnvoll gewesen wäre. Stattdessen wurden Teamleiter für Meetings nach Kreta geschickt oder unnötige teure Firmenevents geplant, die in Marketingunternehmen zwar typisch sind, aber realistisch betrachtet kaum echten Mehrwert brachten.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung und Karriereentwicklung waren im Unternehmen grundsätzlich möglich, allerdings mit einigen Einschränkungen. Es gab zwar Schulungen und Trainings, doch nicht immer waren sie auf die individuellen Bedürfnisse oder Karriereziele abgestimmt.