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Vorstellungsgespräche

Stefan SchellerArbeitgeberkommunikationDezember 2021

Liebe Bewerterin,
lieber Bewerter,

Sie sind mit der Absage unzufrieden, die Sie auf Ihre Bewerbung hin bei uns bekommen haben. Das verstehe ich. Insbesondere, wenn es zweimal nicht funktioniert hat. Schade finde dann aber doch Ihre unpassende Bewertung bei den Punkten „Professionalität des Gesprächs“ bzw. „Angenehme Atmosphäre“ mit einem Stern, wo Sie doch selbst schreiben, dass gar kein Gespräch stattgefunden hat.

Auch nehmen Sie Bezug auf eine andere Bewertung vor einiger Zeit, in der eine Vermutung aufgestellt wurde, dass die ausgeschriebenen Stellen gar nicht wirklich zu besetzen seien. Eigentlich sollten Sie dann aber auch meine Antwort dazu gelesen haben, in der ich ausführlich dargestellt habe, warum es keinen Sinn machen würde, Fake-Stellen auszuschreiben und warum wir die auch nicht tun. Eine nicht zutreffende Vermutung / Behauptung wird nicht dadurch wahrer, indem man sie noch einmal wiederholt.

Insofern sehen Sie es mir bitte nach, dass auch ich mich noch einmal wiederhole, was das Thema angeht:

Wenn Sie wüssten, was eine Stellenausschreibung auf einer Stellenbörse monatlich kostet (gerne mal googlen) und welchen Aufwand die Bearbeitung von eingehenden Bewerbungen auf nichtexistierende Stellen bedeuten würden, werden Sie schnell merken, dass ein solches Vorgehen für ein Unternehmen keinen Sinn macht. Dazu kämen ja noch die ganzen Absagen, die dann Menschen wie Sie völlig unnötig verärgern.

Anders als Headhunter, die durch solche Ausschreibungen ihre Kontakt-Datenbank füllen mögen … ein solches Verhalten ist für eine gesetzestreues Unternehmen wie uns keine Option, da wir auch keine Daten „behalten“, also langfristig speichern oder anderweitig verwenden dürften.

Um es nochmal deutlich zu formulieren: Alle ausgeschriebenen Stellen gibt es wirklich! Manchmal verbirgt sich hinter einer Stellenanzeige sogar eine Vielzahl einzelner Stellen (sog. „Persona-Ausschreibung“). Darüber hinaus werden Profile wie beispielsweise Account-Manager (alle Geschlechter) immer wieder gesucht und nachbesetzt bzw. neu geschaffen.

Was Ihre persönliche Absage-Entscheidung angeht:

Aufgrund der Anonymität von Bewertungen auf kununu lässt sich Ihr spezieller Fall für mich leider nicht nachvollziehen. Insofern kann ich selbst leider nur eine allgemeine Antwort geben. Wohl wissend, dass diese vielleicht nicht der tatsächliche Grund war.

Meine Kolleginnen und Kollegen im Recruiting geben Ihr Bestes, um auf Basis der eingereichten Unterlagen mit den vermeintlich am besten zu dem ausgeschriebenen Profil passenden Menschen in Kontakt zu treten. Dabei wissen wir, dass bei den rund 20.000 Bewerbungen pro Jahr viele auf den ersten Blick passende Profile eingehen. Aber wenn nur eine gewisse Anzahl an freien Positionen verfügbar ist, sich aber von Profil her mehr grundsätzlich gut passende Menschen darauf bewerben, kann eine Stelle trotzdem nicht x-beliebig oft vergeben werden.

Das heißt: Häufig muss auch rein formal gut passenden Bewerber:innen abgesagt werden, weil schon eine Person, die ebenfalls gut (besser?) passt (oder sagen wir lieber: zu passen scheint) eingestellt wird.

Ich versuche das nochmal mit einem anderen Beispiel zu verdeutlichen:

Nehmen wir mal an, Sie möchten ein Auto kaufen. Sie schauen sich dabei in der oberen Mittelklasse um. Dabei erhalten Sie ausführliche Angebote von KFZ-Händlern mit Marken aus Ingolstadt, München und Stuttgart. Nach der Probefahrt mit einem Fahrzeug aus Stuttgart, entscheiden Sie sich für das Angebot. Daraufhin wirft Ihnen der Händler mit den Autos aus München vor, seine Zeit für ein Fake-Angebot verschwendet zu haben, weil Sie sich gar kein Auto bei ihm kaufen wollten. Immerhin habe sein Angebot doch super auf Ihre Wünsche gepasst und war sogar 20% unter dem normalen Verkaufspreis – daher eigentlich ein optimales Angebot.

Wie wäre Ihre Reaktion auf den Vorwurf?

Lange Rede, kurzer Sinn: Absagen sind ein ganz normaler Vorgang. Und die Ablehnung bezieht sich immer nur auf die Bewerbung – nicht auf Sie als Mensch. Zumal wir Sie ja gar nicht persönlich kennenlernen durften.

So oder so drücke ich Ihnen für Ihre berufliche Entwicklung die Daumen und hoffe, dass Sie für sich den Wunsch-Job bekommen bei dem Sie sich auch rundum wohlfühlen.

Herzliche Grüße

Stefan SchellerArbeitgeberkommunikationNovember 2021

Liebe Bewertende,
lieber Bewertender,

vielen Dank, dass Sie uns mit Ihrem Feedback die Möglichkeit geben Stellung zu beziehen. Was die Auswahl Ihres Titels „Fader Beigeschmack“ angeht, finde ich diesen sehr gelungen. Denn das, was Sie für sich erlebt haben, kann tatsächlich so einen Beigeschmack erzeugen. Insofern kann ich Ihre Worte gut nachvollziehen.

Möglicherweise mögen Sie aber auch ein paar Einblicke quasi „in die andere Seite“ wertschätzen. Ich versuche mich einfach mal daran:

Im Grunde ist es ja ein schönes Kompliment für uns als Arbeitgeber, dass Sie sich seit Jahren immer wieder auf eine Stelle bewerben. Und zugegeben: Standard-Absagen sind nicht der Renner. Absolut. Allerdings möchte ich hier immer wieder eine Lanze für meine Kolleginnen und Kollegen im Recruiting brechen: Bei über 20.000 eingehenden Bewerbungen pro Jahr fokussieren wir unsere begrenzten zeitlichen Kapazitäten lieber auf das Führen von Gesprächen per Video oder Telefon und nicht auf das individuelle Formulieren von Absagen – sofern es keinen weiteren persönlichen Kontakt gegeben hat. Insofern bitte ich Sie, uns die Standard-Absagen nachzusehen.

Was das Thema „Stelle existiert nicht“ angeht, fällt meine Antwort ähnlich aus. Wenn Sie wüssten, was eine Stellenausschreibung auf einer Stellenbörse monatlich kostet (gerne mal googlen) und welchen Aufwand die Bearbeitung von eingehenden Bewerbungen auf nichtexistierende Stellen bedeuten würden, werden Sie schnell merken, dass ein solches Vorgehen für ein Unternehmen keinen Sinn macht. Dazu kämen ja noch die ganzen Absagen, die dann Menschen wie Sie völlig unnötig verärgern.

Anders als Headhunter, die durch solche Ausschreibungen ihre Kontakt-Datenbank füllen mögen … ein solches Verhalten ist für eine gesetzestreues Unternehmen wie uns keine Option, da wir auch keine Daten „behalten“, also langfristig speichern oder anderweitig verwenden dürften.

Um es nochmal deutlich zu formulieren: Alle ausgeschriebenen Stellen gibt es wirklich. Manchmal verbirgt sich hinter einer Stellenanzeige sogar eine Vielzahl einzelner Stellen (sog. „Persona-Ausschreibung“). Darüber hinaus werden Profile wie beispielsweise Account-Manager (alle Geschlechter) immer wieder gesucht und nachbesetzt bzw. neu geschaffen.

Nun zum wichtigen Punkt, der Auswahlentscheidung:

Sie kritisieren, dass Sie selbst die Anforderungen in Ihren Augen „perfekt“ (Zitat) erfüllen und trotzdem immer wieder eine Absage erhalten. Nun, aufgrund der Anonymität von Bewertungen auf kununu lässt sich Ihr spezieller Fall für mich leider nicht nachvollziehen – trotz Recherche bei den Kolleginnen und Kollegen im Recruiting. Insofern kann ich selbst nur ein paar allgemeine Antworten geben. Wohl wissend, dass diese vielleicht nicht der tatsächliche Grund waren.

In jedem Fall kann ich guten Gewissens sagen, dass es nichts mit dem Thema Studium zu tun hat. Zwar steht dies als Wunschvoraussetzung in den meisten Ausschreibungen (und über die Sinnhaftigkeit kann man tatsächlich diskutieren!). Andererseits prüfen wir im Recruiting die eingehenden Unterlagen stets ganzheitlich. In Zeiten des Fachkräftemangels sowie hoher Kosten im Recruiting, können wir es uns auch gar nicht erlauben, Sich-Bewerbende vorschnell abzusagen.

Aber, und das muss ich auch sagen: In meiner eigenen Zeit im Recruiting habe ich durchaus häufig das Auseinanderfallen von Selbstbild (Selbsteinschätzung) und Fremdbild (was andere denken) erlebt.

Hinzu kommt beim Thema Account-Management noch, dass DATEV als Genossenschaft signifikant anders agiert als klassische Vertriebseinheiten. Insofern ist vertriebliche Schlagkraft nicht alles. Vielmehr geht es um den Aufbau einer Jahrzehnte-lang haltende Vertrauensbeziehung. Gerade bei Bewerbungen im Bereich Vertrieb habe ich viele Unterlagen gesehen, die auf Top-Verkäufer oder Top-Verkäuferin getrimmt wurden im Stile von „Ich kann auch Eskimos einen Kühlschrank verkaufen“ (ein klassischer Spruch, nicht von mir). Aber genau darum geht es beim DATEV Account Management nicht. Passgenaue Lösungen und eine dauerhaft hohe Kundenzufriedenheit schlagen schnell hohe vertriebliche Umsätze deutlich.

Dies waren jetzt einige mögliche Ablehnungsgründe – ohne Anspruch darauf, dass ich Ihren konkreten Fall damit abdecken konnte. Mir geht es eher darum, Ihnen aufzuzeigen, dass die Welt vielschichtiger ist als auf den ersten Blick ersichtlich. Und natürlich, dass ich sehr hohes Vertrauen in meine Kolleginnen und Kollegen setze, hier ein faires und sinnvolles Verfahren einzusetzen. Wenngleich ich nicht behaupten möchte, dass nicht trotzdem manchmal Fehler passieren – aber das ist vermutlich immer möglich, wenn Menschen miteinander arbeiten und kommunizieren.

Für Ihre eigenen Bewerbungswünsche: Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, den Wunsch nach einer Mitarbeit bei uns fallen zu lassen. Ich weiß, das klingt seltsam für jemanden, der in der Arbeitgeberkommunikation arbeitet. Aber möglicherweise passt es tatsächlich nicht und Sie reiben sich nur unnötig an dieser Stelle auf. Dabei verweise ich auf meine Ausführungen oben.

In jedem Fall drücke ich Ihnen für Ihre weitere Jobsuche meine Daumen und hoffe, dass Sie für sich den Wunsch-Job bekommen und sich dort auch wohlfühlen.

Herzliche Grüße